Sonntag, 16. November 2014

Fisch & Feines 2014 - Ein Messebericht -


Gestern waren wir in Bremen zu Gast auf der Genießermesse "Fisch & Feines".
Gut ein Drittel mehr Aussteller im Vergleich zum Vorjahr (da noch unter dem Namen "SlowFisch") hatten sich angemeldet.
Fast 190 Anbieter sind so zusammengekommen.
Der Schwerpunkt der Messe liegt auf regionalen, handwerklich, nachhaltig und sorgfältig hergestellten Waren.
Da wir insgesamt sehr auf saisonale Gerichte achten und auch immer bemüht sind, regionale Produkte zu kaufen, haben wir uns über die Einladung zum Foodblogger-Treffen unglaublich gefreut.


Der Name "Fisch & Feines" deutet es dabei ja schon an: Fisch und Meeresfrüchte spielten natürlich eine besondere Rolle.
Aber auch andere feste und flüssige Delikatessen gab es in Hülle und Fülle, die alle die strengen Ausstellerkriterien erfüllen mussten.
So mussten die Produkte z.B. frei von chemischen Zusatzstoffen wie Geschmacksverstärkern und künstlichen Aromastoffen sein.

Ein buntes Programm und ein erlebnisreicher Tag mit unsagbar vielen Eindrücken und Geschmackerlebnissen wartete auf uns.
Zurückblickend bleibt ein ganz besonderer und intensiver Eindruck von diesem Tag:
Hier waren durch die Bank weg Menschen, die mit soviel Herzblut, Energie und Begeisterung hinter ihrem Produkt stehen, dass wir davor wirklich nur den virtuellen Hut ziehen können.
Man merkte jedem Einzelnen an, wieviel ihm diese/seine Sache wert ist und wie sie/er sich dafür auch einsetzt.


Wir wurden mitgenommen auf See/auf die Weide/in den Urwald/in die Gärtnerei/auf's Feld/in den Braukessel/in die Kaffeerösterei/in die Ölmühle - wo auch immer - und wir fühlten uns einfach mittendrin und mitgerissen.
Es sind besondere Menschen hinter jedem einzelnen Produkt - jeder einzelnen Idee.
Wir hätten gerne jedem eine ganze Seite hier geschenkt - doch das würde einfach den Rahmen dieses Blogs sprengen.

Stellvertretend für alle, haben wir uns drei Bereiche herausgenommen, die wir hier ausführlicher darstellen möchten.

Da war zunächst unsere Begegnung mit der "Crangon crangon".
Was irgendwie eher nach einer Großaffen-Art klingt ist in Wirklichkeit: die Nordseekrabbe.
Zehn Füße, zwei lange Fühler, sandglasige Körperfarbe, schwarze Knopfaugen.


Wenn man mit den Fingern an den korrekten Stellen richtig drückt, dreht und zieht, kann man das Krabbenfleisch aus der Schale befreien - im Ganzen versteht sich...nicht in Stücken.
Pulen nennt sich das.


Wer direkt an der Küste aufgewachsen ist, kann das eigentlich.
Ok - mal schneller, mal langsamer, mal besser, mal schlechter.
Es ist halt Handarbeit und dauert.
Für 1kg gepulte Krabbe, müssen 3kg ihre Panzer verlieren.
Maschinen können diese Arbeit nur unzulänglich oder auch gar nicht erfüllen - die Tierchen sind einfach zu verschieden groß bzw. ihre Schalen sind von unterschiedlicher Konsistenz und werden ggfs. beschädigt.
Das Dilemma dürfte jedem bekannt sein: heute gehen ca. 95 Prozent der Krabben per satellitenüberwachtem Kühltransporter zum Handpulen nach Marokko.
Aus Kostengründen versteht sich.
26 Millionen Krabben aus Nordeuropa nach Afrika – und wieder zurück - jeden Tag.
Diese Produktionskette ist ein Grund, weswegen die Krabbenerzeugung umstritten ist.
Direktverkauf ist somit eine Lösung.


Von diesem Projekt erzählte uns ausführlich Jonathan Eberlein.
Er gehört zum Team der “Sustain Seafood" (klick).
Einem Verein zur Förderung einer nachhaltigen Fischerei.
Es ist eine Gemeinschaft engagierter Fischer und Wissenschaftler, PR-Leute und Lebensmittelexperten.
Sie möchten Lust wecken, Krabben und Fisch aus der heimischen Nordsee frisch zu kaufen und selbst zuzubereiten.

Heute keine Krabben...
Vom Kutter auf den Teller – regionale Vermarktung, das ist das große Stichwort.
Die Krabbe soll direkt fangfrisch und ohne chemische Behandlung zum Verbraucher und die moderne Technik hilft dabei: mittels einer "Web-App" könnt ihr euch aktuell über den genauen Fang eines Kutters und die Anlandung an einen bestimmten Hafen/Geschäft/Markt informieren.
Mehr dazu findet ihr auf "www.fischvomkutter.de" (klick).
Derzeit zwar noch mit Schwerpunkt Schleswig-Holstein, aber dennoch ein sehr interessanter, spannender Ansatz.

Spannend war es übrigens auch, die Tierchen mal mit Schale zu probieren.
Was in Frankreich - gerade mit den Salz-Krabben - schon eine absolute Delikatesse ist, kostete uns allerdings eine kleine Überwindung.                               
Es stellte sich jedoch als Snack der besonderen Art heraus und war wirklich ganz ohne "Bäh-Effekt".
Die erste ist ungewohnt - die zweite rutscht schon viel leichter und dann knabbern sich die kleinen Tierchen einfach knusprig weg.
Habt Mut und probiert es beim nächsten Mal einfach aus.


Bei einer kleinen Verkostung von div. Krabben-Gerichten verging die Zeit am Stand wie im Flug.
Und wer sich über die weiteren Ziele des Vereins (wie z.B. Förderung von naturverträgliche Fangmethoden) selber einmal informieren möchte, dem sei die Webseite des Vereins ans Herz gelegt.

Dann wechselten wir in den Bereich der Gewürze und Aromen.
Es gab Zeiten, da wurde Pfeffer in Gold aufgewogen.Andere Gewürze waren Statussymbole und so kostbar wie Edelsteine.
Und heute?
Heute sind es vornehmlich Billigprodukte, für jeden erschwinglich.
Jedoch ist diese Massen-Ware gespickt mit Pestiziden.
Sie ist radioaktiv bestrahlt, um gegen Schimmel und Insektenbefall geschützt und lange haltbar zu sein.
Es ist ein anonymisierter Mix, billig eingekauft in Entwicklungsländern.
Dass das auch anders sein kann, erfuhren wir bei Patrick Hahnel von "Spice for life" (klick).


Er hat eine unbeschreibliche Affinität für Pfeffer und kennt die Herkunft aller seiner Gewürze.
Ihm geht es um die Qualität, die sich aus mehreren Faktoren zusammensetzt:
die Herkunft - kontrolliert ökologische Bedingungen, keine Massenprodukte, die Frische, ein fairer, nachhaltiger Handel.
An seinem Stand finden wir Pfeffer in allen erdenklichen Farben, Formen und Aromen.
Wir reiben, brechen, zerdrücken die Beeren - wir schnuppern und kosten und wow - peng, da schiebt sich mal ein süßliches, mal ein zitroniges Aroma plötzlich ganz tief in die Nase - und dann wiederum gibt es ganz andere, ganz milde Sorten.


Dann ist da die Geschichte von dem seltenen, wild wachsenden Andaliman-Pfeffer.
Man findet ihn (und "finden" ist wörtlich zu nehmen, denn er wird bis heute nicht angebaut) auf der Insel Sumatra in Indonesien.
Das Samenkorn der Pfefferpflanze treibt nur aus, wenn es vorher den Verdauungstrakt einer bestimmten Vogelart passiert hat.
Die Sträucher sind sind zwar weit verbreitet, aber immer nur einzeln.
Die Zeit des Sammelns ist somit sehr zeitaufwendig.
Um 1 Kilo getrockneten Andaliman Pfeffer zu erwirtschaften, benötigt es zudem 8 Kilo frisch geernteten Pfeffer.
Das zusammen macht ihn dann auch so teuer (100g ca. EUR 66).
Der Pfeffer besitzt übrigens keine eigene Schärfe, sondern ein ganz intensives und unglaublich zitroniges Aroma.
Wir haben uns zwei andere "normale" Pfeffersorten dort gekauft und sind gespannt, was wir euch demnächst als Ergebnis bieten können.





Scharf ging es weiter...
Der langjährige Gärtner Steven Jaeger aus Oyten kam vor zwei Jahren beim Kochen auf die Idee, sich des Themas "Chili" anzunehmen.


Rund 50 Sorten züchtet er mittlerweile in seinen Gewächshäusern.
Er verkauft diese als reife Schoten oder als Pflanzen zum Selbstziehen.
Die bunten Schoten haben es dabei teilweise ganz schön in sich gehabt.
Allgemein wird der Schärfegrad ja in Scoville auf dem Markt angegeben.
Besagt in der Kurzform, mit wievielen Teilen Wasser ich ein Teil Chili verdünnen muss, um es schmerzfrei zu mir nehmen zu können.
Paprika ohne feststellbare Schärfe haben den Scoville-Grad "0"
Steven Jaeger bietet Chili der Schärfe 0 bis 1,2 Millionen Scoville an.
Es gibt jedoch auch Schoten mit einer Schärfe von mehr als zwei Millionen Scoville auf dem Markt.
Auf dem Stand und in seinem Geschäft hat er der Einfachheit halber die Einteilung von 0-10 gewählt.
Zunächst gab es ein paar Ratschläge bzw. Hinweise von ihm:
"Zum Schneiden von Chili zieht man am besten Handschuhe an. Und der Mythos, dass besonders viel Schärfe in den Kernen steckt, stimmt gar nicht. Es sind die dünnen Zwischenwände, in denen das Capsaichin vor allem gelagert ist."


Dann ging es los mit der Verkostung.
Wir fingen harmlos mit einer gaaaanz milden Paprika an.
Die knubberten wir munter fröhlich weg und waren gespannt auf das, was noch so kommen sollte.
Es wurde dann eine Schote der Klasse 2-3 zerteilt.
Wir gaben uns locker angesichts der Ansage, bissen zu und...wurden blass.
Das Teil hatte zunächst einen unscheinbaren, harmlosen Geschmack und kam dann hinterrücks einfach wieder den Gaumen höllescharf hoch.
Boah!


Wir wagten dann ehrlich gesagt keinen weiteren Versuch...hechel, hust.
Stattdessen probierten wir uns durch seine mitgebrachten selbstgemachten Chutneys und Marmeladen durch.
Fazit: super, super lecker und wirklich zu empfehlen.
Übrigens war natürlich auch unser Frosch Whopper mit auf der Messe.
Wer unseren Blog bereits ein wenig länger verfolgt, kennt "den Grünen" und weiß, wir gehen selten ohne ihn aus dem Haus...
Whopper hat sich zwei Samenbeutel gekauft und wird im Frühjahr mit einer eigenen Aufzucht beginnen.
Schon jetzt hat er ihnen Namen gegeben: Mr. Chi und Mr. Li.
Wir sind gespannt, wie die beiden sich entwickeln werden.
Whopper wird berichten, wir sind uns sicher.


Als Geschenk bekamen wir noch eine Tüte mit frischen, gemischten Chilis und eine Flasche Salsa Chili-Tomate. Wie klasse - wir haben uns darüber riesig gefreut.
Vielen Dank nochmal auf diesem Wege!


Wie zu Beginn bereits geschrieben: es gäbe noch soviel mehr zu schreiben.
Unser Rundgang war kurz nach 17:00 Uhr zu Ende und wir waren mit Eindrücken voll.

Bleibt aber noch zu erwähnen, dass es zum Schluss noch einen prall gefüllten "Bloggerbüdel" gab. Nein, strenggenommen waren es sogar zwei.
Prall gefüllt mit Andenken von ausstellenden Firmen dieser Messe.
Dafür von uns ein richtig fettes Dankeschön. Wir haben uns riesig gefreut, kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus und haben einen ziemlich vollen Wohnzimmertisch.
Hier noch eine Übersicht was wir im Beutel gefunden haben:

  • Eine Probe Espresso Kaffee vom Koffiemann aus Bremen / Liliental (klick)
  • Ein Beutelchen Apfelchips von der Firma knabetti aus Bakum (klick)
  • Brownies, mittlerweile alle, von Brownies & Cookies aus Bremerhaven (klick)
  • Sommerhonig von Honig Petermann aus Ritterhude (klick)
  • Mini-Tafeln Schokolade aus besonderen Bohnen von Original Beans aus Lemgo (klick)


  • Ein Glas Apfel-Chili Chutney vom Gut Valenbrook aus Bad Bederkesa (klick)
  • Bier,  das seinen besonderen Geschmack durch mitvergorenen Rhabarberpürre erhält, von "Mein Onkel" aus Düsseldorf (klick)
  • Ein Glas Chutney von "BY SUSANN" aus Stade (klick)
  • Verschiedene Proben Merettich der Firma Schamel aus Baiersdorf (klick)
  • Eine Flasche Bier mit satten 11,8% Stammwürze von Pauls Spezialitätenbrauerei aus Hamburg (klick)


  • Ein paar Probefläschchen Olivenöl von Olio Mediterraneo aus Krefeld (klick)
  • Einen kleinen Kanister feines Olivenöl von arteFakt aus Wilstedt (klick)
  • "Chili Relish Rot" aus der Chili Manufaktur aus Soltau (klick)
  • Confit von der grünen Tomate und etwas Espresso von Spezialitäten Deliano aus Bremen (klick)

Welche Blogger wir so trafen:
Halt - etwas haben wir noch: ein dickes Dankeschön an Jana Wanzek von der Messe für die tolle Orga, den super netten Kontakt und überhaupt - für die Einladung an sich.
Es war einfach toll.

Petra und Michael

1 Kommentar:

  1. Ein toller Messe-Bericht! Mir ging es ganz ähnlich, wie euch: Ich hätte am liebsten jedem Stand einen eigenen Bericht gewidmet. Aber vielleicht hole ich das auch noch nach: Einige Sachen, die ich mitgenommen habe, muss ich erstmal ausführlich probieren. :)

    Liebe Grüße,
    Sarah Maria

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